Nachlese 2018

Organisatorin Juliane Seidel

Zum fünften Mal fand vom 20.04. bis 22.04.2018 das Lesefestival QUEER gelesen in der Bar jeder Sicht in Mainz statt. Bereits in der Vorwoche sorgte die Sonderveranstaltung mit Oliver Sechting in der Vorwoche für ein volles Haus – am Freitag konnte dies sogar noch getoppt werden. Am Samstag und Sonntag gab es aufgrund der Absage Kai Brodersens einige Programmänderungen – Dima von Seelenburg las am Samstag, Elea Brandt übernahm den Leseslot am Sonntag. Im Nachgang hat das Team von QUEER gelesen erfahren, dass Kai Brodersen am Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist – was für die Orga und die Leser ein Schock war. An dieser Stelle unser Beileid an die Familie des Autors und viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Freitag – von Einhörnern , Drachen und düsteren Internaten
Zur Auftaktveranstaltung haben wir dieses Mal die Autorinnen Antje Wagner und Tania Witte eingeladen, die ein buntes Programm zusammengestellt haben und bis zu vierzig Leute unterhalten haben. Zunächst präsentierte Antje Witte ausdrucksstark und voller Witz ihre humorvolle Drachen-Kurzgeschichte „Feuer und Flamme“, erschienen in der Anthologie „Unicorns don’t swim“, anschließend gab Tania Witte einen kurzen, sehr dynamischen Einblick in ihre queere Trilogie „bestenfalls alles“, „leben nebenbei“ und „beziehungsweise liebe“. Nach einer kurzen Pause stellten die beiden Autorinnen schließlich ihr neues Jugendbuch „Der Schein“ vor, das sie zusammen verfasst haben. Dabei entführten sie die Zuhörer nicht nur auf ein abgelegenes Eliteinternat, sie offenbarten auch so manches verstecktes Detail beim Buchcover und erklärten, wie ihre Zusammenarbeit am Buch funktionierte. Im Anschluss standen Antje Wagner und Tania Witte für Fragen, kurze Gespräche und Autogramme zur Verfügung.

Volles Haus am Freitag Abend

Samstag – Coming-Out, mysteriöse Mordfälle und italienische Sommerabende
Die Lesungen am Samstag begannen dieses Jahr eine halbe Stunde früher, dafür war nach drei Lesungen eine längere Pause eingesetzt, um Autoren und Zuhörern die Möglichkeit zu Gesprächen und zum Stöbern an den Büchertischen zu geben. Den Samstag läutete die junge Autorin Laura Kuhn ein, die aus ihrem prämierten Debüt „We could be heoes“ las, einem lesbischen Coming-Out Roman, in dem die junge Lou zu sich selbst finden muss und zugleich mit ihren Gefühlen für ihre Mitschülerin Elia zu kämpfen hat. Die Autorin stellte ihr Buch sehr gekonnt und überzeugend vor.

Steampunkig mit Tanja Meurer

Im Anschluss wurde es steampunkig und mörderisch, denn Tanja Meurer entführte die Zuhörer einerseits mit ihrem lesbischen Steampunk-Krimi „Mord ohne Leiche“ ins viktorianische London, andererseits stellte sie exklusiv eine kurze Szene aus ihrem schwulen Mystery-Roman „Der Rebell“ vor, in dem der junge Oliver den mysteriösen Mordfall innerhalb seiner Familie aufklären will. Beide Bücher wurden sehr actionreich und spannungsvoll vorgetragen und läuteten den folgenden, kriminalistischen Leseslot ein.

Um 17:30 Uhr las Eike Bornemann aus seinen lesbisch angehauchten Krimi-Abenteuern und präsentierte auf QUEER gelesen den Roman „Schatzfieber“, in dem die vierzigjährige Caro unversehens an ein altes Buch gerät, dass den legendären Gebrüdern Sass gehörte und sich auf die Jagd nach der sagenumwogenden Beute der Bankräuber macht. Der Autor hatte eine ganz eigene Art die Zuhörer seine Geschichten zu präsentieren und machte definitiv Lust auf mehr.

Nach der längeren Pause nutzte Dima von Seelenburg die Gelegenheit sein Coming-Out Jugendbuch „Eis bricht langsam“ vorzustellen, in dem er in die 80er Jahre entführt und von dem jungen Aljosha erzählt, der davon träumt Karriere als Eiskunstläufer zu machen und sich darüber hinaus in einen Mitschüler verliebt. Der Autor hatte zur Untermalung seiner Lesung passende Gegenstände aus den 80er Jahren mitgebracht.

Jobst Mahrenholz entführt nach Italien

Jobst Mahrenholz las ab 19:45 Uhr aus seinem wohl persönlichsten und intimsten Roman „Eine Ahnung von Pan“ und sorgte für sommerlich-italienisches Flair, während er die Geschichte des dänischen Journalisten Ingar präsentierte, der sich in die Toscana zurückzieht, um dort an einem Buch zu schreiben. Häufige Besucher des Lesefestivals kennen Jobst Mahrenholz bereits – der Autor war bereits einige Male in Mainz/Wiesbaden zu Gast und konnte einmal mehr sein Publikum auf ganz eigene Art fesseln.

Den krönenden Abschluss des Lesefestival-Samstags legte T.A. Wegberg hin, der ebenfalls schon einmal in Mainz zu Hast war. Der erfolgreiche Jugendbuchautor las aus seinem transidenten Jugendbuch „Meine Mutter, sein Exmann und ich“, in dem der junge Joschka mit dem Umstand konfrontiert wird, dass seine Mutter sich entscheidet das Leben als Mann zu bestreiten und damit überhaupt nicht zurechtkommt. Der Autor gab einen stimmungsvollen Einblick in sein Jugendbuch und war im Anschluss für Fragen und Autorgramme anwesend.

Sonntag – Aufbruch in fantastische Welten

Spanische Dörfer von und mit Maria Braig

Der Lesefestival-Sonntag begann nach dem obligatorischen Autoren-Brunch (danke an dieser Stelle an das Team der Bar jeder Sicht für das tolle Brunchbüffet) mit der Lesung von Maria Braig. Sie stellte ihren Roman „Spanische Dörfer vor“, in dem sie nicht nur den transidenten Charakter Enrique einführt, einen jungen Mann der als Mädchen auf die Welt kam, sondern auch das Thema Flüchtlinge aufgreift und als großen Themenkomplex der Geschichte präsentiert.

Im Anschluss stellte die Organisatorin des Lesefestivals Juliane Seidel ihre queere Urban Fantasy Reihe „Nachtschatten“ vor, insbesondere die Geschichte der lebischen Werwölfin Hannah, die ihr Heimatrudel und ihre Partnerin verlassen muss. Zudem gab sie Einblicke in die Haupthandlung der Reihe, in dem es um Schutzengel, Vampire, Werwölfe und Sidhe geht. MNit dieser Lesung läutete sie den fantastischen Sonntag des Lesefestivals ein.

Juliane Seidel liest aus Nachtschatten

Um 15:00 Uhr las Sameena Jehanzeb aus ihrem Fantasy-Debüt „BRÏN“, erschienen im Butze Verlag. In dem lesbischen Roman stolpert die junge Juno in die fantastische Welt BRÏN, in der sie nicht nur die Wächterin der Winde Kamika kennen- und lieben lernt, sondern in der ein verrückter Serienmörder die magische Welt unsicher macht, der stark an den berühmtesten Serienkiller Jack the Ripper erinnert. Sameena Jehanzeb las sehr sicher und konnte die Zuhörer mit ihren Worten fesseln.

Nach der längeren Pause startete der schwule Lesungspart – mit Elea Brandt, die kurzfristig für den Krimiautor Kai Brodersen eingesprungen war. Sie las sehr eindrucksvoll und gekonnt aus ihrem Gay Fantasy „Unter einem Banner“, in dem der königstreue Reykan nach einem Putsch mit der Aufgabe betraut wird den arroganten Sohn des ermordeten Königs in den unruhigen Zeiten zu beschützen und gemeinsam einen Weg zu finden, den Thron zurückzugewinnen.

Im Anschluss las Chris P. Rolls aus ihrer humorvollen Gestaltwandler-Reihe „Failed“, in der ein Kaninchenwandler die Hauptrolle spielt und der sich seinen Platz unter lauter Fleischfressern erkämpfen muss. Die Autorin las exklusiv eine Szene aus dem, in Arbeit befindlichen, dritten Band ihrer Gestaltwandler-Reihe und sorgte mit ihrer dynamischen, humorvollen Art für viele Lacher und ein gespanntes Publikum.

Finale Lesung mit Annette Juretzki

Den Abschluss des Lesefestivals übernahm die Autorin Annette Juretzki, die ihren spannenden, sehr komplexen Science Fiction „Sternenbrand“ vorstellte, der im Traumtänzer Verlag erschien. In diesem strandet das Raumschiff Keora unter der Führung von Jonas Brand auf dem rückständigen Planeten Vissa. Dort treffen sie auf Xenen, einen jungen Mann, der davon träumt die Sterne zu bereisen. Die Autorin las zum ersten Mal aus ihrer Duologie und präsentierte insbesondere den Roman „Blind“.

Fazit:
Das Jubiläum des Lesefestivals bot einen bunten Einblick in die Welt queerer Bücher und präsentierte in den Räumlichkeiten der Bar jeder Sicht deutschsprachige Autor*innen. Leider machten uns das sommerliche Wetter mit Temperaturen um die 30°C und der verkaufsoffene Sonntag einen Strich durch die Rechnung – nichtsdestotrotz war das Lesefestival gut besucht und ist inzwischen zu einer festen Größe im Programm der Bar geworden. In Kooperation mit dem Team der Bar, unseren Verlagssponsoren (einmal mehr war unser Hauptsponsor – der Main Verlag – mit einem eigenen Verlagstisch vor Ort, der deadsoft Verlag und der Größenwahn Verlag präsentierten einen Teil ihres Programms mit einem Büchertisch) und dem Hotel Novum in Wiesbaden konnte auch in diesem Jahr ein abwechslungsreiches Programm realisiert und Autor*innen aus Deutschland und Österreich präsentiert werden.

Unser Dank geht an alle teilnehmenden Autor*innen, die Besucher, die trotz des schönen Wetters bei den vielfältigen Lesungen waren und unseren Sponsoren, ohne die das Lesefestival nicht möglich wäre. Ein Termin für 2019 steht noch nicht fest, wird aber demnächst bekanntgegeben.

Die lesenden Autoren

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